Kennst du das Gefühl? Alles zieht sich in dir zusammen, du spürst einen Druck auf deiner Brust. Es fühlt sich an, als würde sie in Ketten liegen.
Genau dieses Gefühl entsteht, wenn ich mich an etwas klammere, nicht nachgeben will, einfach nicht loslassen kann.
Und genau das erklärt auch, warum Loslassen Freiheit schenkt.
Und ja, wie Claudia Kielmann selbst in ihrem Aufruf zu ihrer Blogparade „Freiheit durch Loslassen“ scheibt: Es gibt so vieles, was man loslassen kann, angefangen vom Ausmisten, also dem sich Trennen von ganz profanen Dingen, über Beziehungen, Jobs bis hin zu Gedanken und Einstellungen.
Momentan sind das für mich zwei Sätze, die mich immer wieder begleiten:
Zum Einen: „Um wahrhaft glücklich sein zu können, brauche ich einen Partner.“ Ein ganz alter Glaubenssatz.
Zum Anderen: „Ich schaffe das nicht!“ Ein immer mal wieder aufkommende Überzeugung, die sich in mir festsetzt.
Tiefes Glück finde ich nur in einer Partnerschaft
Hierauf gehe ich nur kurz ein und vertiefe das Thema eher in einem weiteren Beitrag.
So bin ich groß geworden. In meiner Kindheit in den 60er Jahren gab es so gut wie keine allein stehenden Frauen. Und wenn, wurden sie belächelt, bemitleidet, nicht für voll genommen. Die hatten keinen Mann abbekommen, konnten nichts unternehmen, weil Frau allein nirgendwo willkommen war.
Obwohl mich die Emanzipationswelle in den 70er Jahren gepackt hatte, war es für mich trotzdem klar: Auch mit eigenem Beruf war die Liebe mein zentrales Thema – einen Partner fürs Leben finden.
Um es abzukürzen: Nach zwei Ehen und einer weiteren langjährigen Beziehung bin ich nun seit mehreren Jahren allein und – fühle mich wohl. So richtig kann ich es noch immer nicht glauben: Aber es sieht tatsächlich so aus, als ob ich nun mein wahres Glück finde, und zwar als Single.
Immer wieder gibt es Situationen, in denen ich mir ein Leben zu zweit wünsche, in denen sich der alte Glaubenssatz wieder an die Oberfläche kämpft. Und ja, ich will es gar nicht ausschließen, dass man auch zu zweit sehr glücklich sein kann. Aber es ist kein Muss mehr. Die krampfhafte Suche hat ein Ende. Sollte mir ein netter Mann über den Weg laufen, mit dem ich mich prima verstehe, sag ich nicht nein. Glücklich aber kann ich auch ohne eine feste Beziehung sein.
Das schaffe ich nicht
Seit Corona quäle ich mich mit Erschöpfungszuständen herum. Meine Energie war mit einem Mal verschwunden. Dabei schien sie immer so unerschöpflich. Und dann türmte sich vor mir ein Berg von Aufgaben auf:
- Mein Haus umfassend renovieren und restaurieren (gehe ich allein hier ins Detail, verschlägt es mir den Atem).
- Mein Business vorantreiben, womit die Überarbeitung meiner Webseite und mein Internet-Auftritt einhergehen (auch hier verbergen sich eine Menge an To Dos).
- Meinen Garten in Schuss bringen.
- Meiner Hündin endlich einen verlässlichen Rückruf antrainieren.
- Meine Finanzen auf sichere Beine stellen.
- Mich um meine Gesundheit kümmern (Yoga, Schwimmen, Joggen und regelmäßig gesund essen).
- Nicht zu vergessen die tägliche Hausarbeit.
- Mich weiterbilden.
Und dazu kommen dann auch noch all die Dinge, die mir auch noch wichtig sind:
- Zeit mit meinen Enkeln verbringen.
- Meine Freundschaften pflegen.
- Meine Nähprojekte beenden.
- Malen.
- Tagebuch schreiben.
- Lesen.
- Aufräumen.
- Mich kulturell betätigen.
- usw.
Ich schaffe das nicht!! Schon spüre ich wieder diesen Druck auf meiner Brust, der mich im wahrsten Sinn des Wortes runterdrückt und in eine Starre verfallen lassen möchte. Sogar Beschäftigungen, die mir Freude bereiten, werden dann zur Last….Und angesichts der langen Liste fallen unter Umständen schöne und aufbauende Unternehmungen wie ein Treffen mit Freunden, der Sauna-Besuch oder einfach mal im Garten die Sonne genießen, hinten runter. Ganz schlecht, denn genau das sind meine Kraftquellen.
Glücklicherweise zwingt mich meine Hündin täglich zweimal in den Wald. Das tut mir immer gut! Aber, ob ich mir ohne sie diese Zeit täglich nehmen würde? Bestimmt nicht.
Ich lasse los!
Doch dann kam die Wende. Ich habe losgelassen!!
Zuerst mal dieses „Ich muss“. Ich muss gar nichts. Sobald ein richtiges Bedürfnis dahinter steht, verschwindet das „muss“ und wird zum „will“ oder „möchte“. Das allein wirkt schon sehr entspannend. Und dann war er tatsächlich da dieser Moment, in dem mir klar war: Ich WILL jetzt mein Haus retten und es vor dem Verfall bewahren.
Sofort entspannte sich mein System schon ein wenig.
Und dann habe ich mir nicht mehr die gesamte Liste angesehen, mir bewusst gemacht, dass ich nicht alles auf einmal angehen muss. Ich habe geatmet, bis ich innerlich ruhig wurde. Die Umklammerung löste sich, Weite stellte sich ein.
Routinen überprüfen, Prioritäten setzen, Hilfe holen
Und dann habe ich mir die Freiheit genommen, alte Routinen erstmal fallen zu lassen. Mein tägliches Yoga nicht mehr als Zwang zu sehen, mich durch mein tägliches morgendliches Tanztreffen nicht mehr zeitlich so einzuengen. Ja, Beides hat mir eine ganze Zeit lang sehr gut getan. Doch immer, wenn es in ein MUSS wechselt, ist es Zeit das zu hinterfragen.
Dann habe ich mir die ganze Arbeit in Häppchen aufgeteilt, Prioritäten gesetzt und mir vorgenommen, auf mein Gefühl zu hören. Wann ruft mich welche Arbeit? Und siehe da, es funktioniert, zumindest eine Kombi dieser Methoden. Jeden Morgen nach dem Hundespaziergang habe ich mir eine halbe Stunde (wirklich streng nach Uhr) für die Gartenarbeit gesetzt. Erstaunt stellte ich fest, dass mein Kiesweg und mein Parkplatz vorm Haus innerhalb von ein paar Tagen tatsächlich wieder pflanzenfrei waren! Wow – dieser Erfolg hat mich beflügelt.
Ich habe über meine Vorhaben gesprochen, mir Hilfe geholt. Ein Freund hat mir bei der Schuppentür geholfen, mein Nachbar leiht mir seinen Schwingschleifer, mein Schreiner berät mich bei den Holzarbeiten und überzeugt mich, die Balken in meinem Eingangsbereich zu erneuern. Auch neue Fenster sind bestellt.
Einfach Anfangen
Und dann habe ich einfach angefangen, meinen Widerstand überwunden und den Schwingschleifer angeworfen. Plötzlich ging es voran, oh ja, ich KANN das und ich SCHAFFE das, merkte ich. Ein großes Glücksgefühl durchströmte mich und ließ mich meine Kraft und meine Möglichkeiten spüren.
Und mit jedem Punkt, den ich von meiner Liste streichen konnte, verschwand dieses Gefühl von „Ich schaffe das nicht!“.
Loslassen heißt auch für mich: Nicht alles auf einmal verwirklichen zu wollen. Schauen, wo es welche Hilfe gibt und diese auch anzunehmen.
Loslassen und sich dem Strom des Lebens hingeben. Hört sich kitschig an? Aber genau dieses Bild ist es, dass mir immer wieder beim Loslassen hilft.
Alles beim Alten oder los-lassen?
Schon einige Male habe ich losgelassen: Zwei Ehen, mein Haus in Kerkrade, von dem ich nie mehr wegwollte, meine Kinder, die sich als Erwachsene immer mehr von mir entfernten, meinen „Traum“ von einem Leben zu zweit, meine Arbeitsverhältnisse, Geld!
Und doch ist es jedes Mal eine Überwindung.
Du musst nicht meinen, dass mir das Loslassen leicht fällt. Ich zähle nicht zu denjenigen, die laut Hurra schreien, wenn sich mal wieder die Chance auf Veränderung anbietet. Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass es auch eine eher konservative Seite in mir gibt. Am liebsten hätte ich es, dass immer alles beim Alten bliebe. Das fängt schon beim Ausmisten an. Kaum nehme ich ein Ding in die Hand, um mich von ihm zu trennen, fällt mir auf, wie schön es doch ist und glaube, dass ich es doch irgendwann bestimmt einmal gebrauchen werde…..
Aber es schlägt ein zweites Herz in meiner Brust: Der Wunsch nach Veränderung, lebenslangem Lernen, Lust auf Abwechslung. Und dann übt des Verlassen meiner Komfortzone auch einen großen Reiz auf mich aus.
Dabei ist der Motor die Frage: Bist du wirklich glücklich? Denn das ist mein oberstes Ziel, meine Richtschnur – ich bin auf der Welt, um glücklich zu sein.
Loslassen heißt, dem Leben zu vertrauen
Loslassen bedeutet, mich zu öffnen für das Neue, darauf vertrauen, dass ich neue Erfahrungen machen werde, dass Wunder auf mich warten, dass es das Leben gut mir meint, solange ich mich nicht davor verschließe.
Wenn ich mich dem Fluss des Lebens anvertraue, sollte ich jedoch meine Fähigkeit zu schwimmen nicht außer Acht lassen. Auch sollte ich meine Augen offen halten, damit mir all das Schöne und die Überraschungen auf meinem Weg nicht entgehen.
Mit diesem Vertrauen in das Leben schaffe ich es, meine Ängste zu überwinden, Gelassenheit in mir zu spüren, nicht nach hinten zu schauen, sondern meinen Blick auf das zu lenken, was gerade jetzt an mir vorüberzieht.
Bis jetzt war der Prozess des Loslassens jedes Mal das Schwierigste. War es dann soweit, war es viel leichter als vermutet und im Nachhinein konnte ich gar nicht mehr verstehen, warum ich so lange damit gewartet hatte.
Zu mir selbst finden
Alles, was ich brauche, trage ich in mir. Kein Partner, kein Haus, kein Geld kann mir das geben. Anklammern hat etwas von Hilflosigkeit. Es entzieht mir meine Kraft.
Auch wenn ich nicht mehr zwanzig bin und meine Muskelkräfte abnehmen, so bieten sich mir noch viele Möglichkeiten. Vielleicht brauche ich etwas länger, vielleicht gelingt mir nicht alles perfekt – aber so what?
Mir wieder meiner Möglichkeiten bewusst zu sein, weg zu sein von dem „Ich schaff das nicht“, erfüllt mich mit großer Zuversicht. Denn: ICH SCHAFFE DAS!
Auch du kannst loslassen
Stagniert gerade etwas in deinem Leben? Spürst auch du diese Beklemmung, von der ich eingangs spreche? Möchtest du dem auf den Grund gehen? Benötigst du Unterstützung? Dann lass uns reden. In einem kostenfreien Klärungsgespräch mit mir kannst du herausfinden, ob das für dich Sinn macht.
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