Überblick
- Autorin: Romana Casagrande
- Erscheinungsdatum und Verlag: 2021, Argon Verlag GmbH
- Hörbuch: 12 Stunden, 3 Minuten
- Sprecherin: Regine Vergeen
Klappentext
Zwei Kinder, tausend Schicksale und eine unglaubliche Reise über die Alpen zwischen Italien und Deutschland.
Der internationale Bestseller von Romina Casagrande, so ergreifend wie humorvoll erzählt.
Als die Südtirolerin Edna in einer deutschen Zeitschrift ein Bild ihres Kinderfreundes Jacob sieht, macht sie sich auf den Weg über die Berge, um eine alte Schuld zu begleichen. Vor einem ganzen Leben mussten Edna und Jacob unter härtesten Bedingungen bei schwäbischen Landbesitzern schuften, wie tausende arme Bergbauernkinder vor ihnen. Der Zweite Weltkrieg riss sie auseinander. Zu Fuß, mit Bus und Zug und ihrem Papagei Emil im Gepäck, beginnt Edna unbeirrt eine Reise voller berührender und überraschender Begegnungen.
»Bewegend schreibt Romina Casagrande über die Geschichte der ›kleinen Sklaven‹ und auch über das Reisen als Bild für das Leben an sich.« Corriere della Sera
Über die Autorin
Romina Casagrande, geboren 1977, lebt in Meran in der Provinz Bozen in Südtirol. Ihre Mutter ist deutsch, ihr Vater Italiener. Mit ihrem Roman »Als wir uns die Welt versprachen« gelang ihr auf Anhieb der Durchbruch als Autorin; auch ihr zweiter Roman »Feuer auf den Bergen« wird in viele Sprachen übersetzt. Romina Casagrande hat klassische Literatur und Geschichte studiert, für Museen in Südtirol gearbeitet und unterrichtet als Mittelstufen-Lehrerin. Sie liebt die Natur, besonders die Berge; ihr Zuhause teilt sie mit ihrem Mann, drei Papageien und zwei Hunden. (Das erklärt, warum ein Papagei in ihrem Buch eine zentrale Rolle spielt)
Meine Sprecherbewertung
Regine Vergeen ist eine deutsche Schauspielerin, geboren 1943 in Berlin. Man hört ihrer Stimme an, dass sie schon älter ist, was sehr gut zu Edna, der Protagonistin passt, die bereits 89 Jahre alt ist. Ich höre Regine Vergeen gern zu, Betonung und Sprechtempo empfinde ich als angenehm.
Meine Bewertung
Das hat mir gut gefallen
Die historische Geschichte um die Schwabenkinder hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Romana Casagrande verwebt – wie es häufig gehalten wird – die aktuelle Geschichte mit Rückblenden. Beide verlaufen chronologisch, was es leicht macht, dem Geschehen zu folgen.
Obgleich ich bereits von den Schwabenkindern gehört hatte, war ich wieder erschüttert, hautnah an ihren fürchterlichen Erlebnissen teilzuhaben. Dass es in Deutschland vor noch gar nicht so langer Zeit möglich war, Kinder wie Leibeigene zu behandeln, vollkommen ohne Schutz und Rechte, ihren „Besitzern“ auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, kann ich kaum glauben.
Trotz dieses bedrückenden Themas gelingt es der Autorin durch die Konzentration auf die Kinderfreundschaft dem Ganzen die lastende Schwere zu nehmen. So sind die Schilderungen immer wieder aufbauend und herzerwärmend. Erstaunlich, welche Kräfte – auch in Kindern – erwachen, wenn man darauf angewiesen ist.
Die Schilderung der unterschiedlichen Charaktere von Jakob und Edna ist gut geglückt. Man kann sich die Kinder gut vorstellen: Die brave, angepasste Edna und der sehr viel lebenspraktischere und mutige Jakob, der sich immer wieder kleine Fluchten verschafft und Edna daran teilhaben lässt. Er zieht sie auf, nennt sie Zimperliese, tut dies aber voller Zuneigung. Unerschütterlich steht Jakob Edna zur Seite.
Das ist sehr schön beschrieben und weckt Hoffnung und Zuversicht.
Der aktuelle Teil der Geschichte – Ednas heutige Reise zu Jakob – verschafft einem die notwendige Auszeit aus der düsteren Vergangenheit. Dieser Teil des Buches ist häufig lustig und voller Begegnungen, die so anders verlaufen, als Edna es im ersten Moment erwartet. Es zeigt einem, wie die Welt sein könnte, wären die Menschen nur netter zueinander. Es wird mit Vorurteilen aufgeräumt und ist ein Appell an mehr Toleranz.
Das hat mich gestört
Die aktuelle Geschichte kommt nur etwas mühsam in Gang. Mitunter fehlt es mir an Glaubwürdigkeit, aber vielleicht kenne ich einfach keine so fitten 90jährigen.
Es sind Kleinigkeiten, die mich – hauptsächlich zu Beginn – gestört haben. Dass die alte Dame ihre Anziehsachen, inklusive Schuhen, von ihrer ersten langen Reise (mit 10 Jahren) mehr als 40 Jahre aufbewahrt hat, erscheint mir geradezu grotesk. Das wird noch gesteigert, indem sie sie diese Sachen nun wieder (mit 90 Jahren) trägt…..
Die Begegnungen der alten Edna auf ihrer Reise von Südtirol nach Deutschland laufen zumeist nach demselben Schema ab, was im Verlauf des Buches zu vorhersehbar wird. Immer wieder gleitet dieser Teil des Buches ins Übertriebene, Unglaubhafte mitunter fast Klamaukhafte ab . Dadurch schrammt das Buch teilweise hart an der Grenze zum Trivialen vorbei. Kaum ein Klischee wird bei ihren Erlebnissen während ihrer Reise ausgelassen.
So, wie sich die betagte Frau auf ihrer Reise gegenüber ihren Bekanntschaften aufführt, wirkt sie teilweise dermaßen weltfremd, dass es für mein Empfinden nicht zum übrigen Auftreten Ednas passt.
Auch dass sie – als 89 jährige – diese Reise vollkommen allein, größten Teils zu Fuß zurücklegt, zudem noch ohne Geld, dabei jegliche Hilfe erstmal verweigert, so dass sie ihr förmlich aufgedrängt werden muss, finde ich unnötig übertrieben.
Mein Gesamteindruck
Trotz der Abstriche bei der aktuellen Version der Geschichte fand ich „Als wir uns die WElt versprachen“ spannend. Es zieht einen – hat man den schleppenden Anfang einmal überwunden – in seinen Bann. Immer wieder leuchtet etwas Zwischenmenschliches, ja Lebensweisheit auf, was mich angerührt hat. Auch dass Edna mit ihren 89 Jahren ihren Lebenstraum noch einmal angeht, finde ich super. Geschichten, die mir zeigen, dass das Leben im Alter noch viele Überraschungen und so manche Aufregung parat hält, gefallen mir gerade sehr. Insgesamt also kann ich dieses Buch empfehlen und gebe 4 von 5 Sternen.
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