Spielt das Geschehen tatsächlich im 22. Jahrhundert? Das habe ich mich immer wieder fassungslos beim Lesen gefragt. Wir erfahren, wie benachteiligt und eingeschränkt indische Mädchen und Frauen heute noch immer in ihren Persönlichkeitsrechten sind, besonders betroffen, diejenigen, die einer niederen Kaste angehören. Sexueller Missbrauch und Zwangsheirat sind an der Tagesordnung.
Wir erleben aber auch, dass man etwas ändern kann. Starke Frauen nehmen ihr Schicksal in die eigenen Hände und begehren auf. Ein Buch, das Mut macht.
Überblick
- Autor: Laetitia Colombani
- Erscheinungsdatum und Verlag: 2022, Argon Verlag
- Hörbuch: 4 Stunden 45 Minuten
- Sprecherin: Cathleen Gawlich
Klappentext
»Das Mädchen mit dem Drachen« – nach »Der Zopf« und »Das Haus der Frauen« der neue Roman der Bestsellerautorin Laetitia Colombani
Eine Schule am Indischen Ozean – ein hoffnungsvoller Ort, der alles verändert
Am Golf von Bengalen will Léna ihr Leben in Frankreich vergessen. Jeden Morgen beobachtet sie das indische Mädchen Lalita, das seinen Drachen fliegen lässt. Als Léna von einer Ozeanwelle fortgerissen wird, holt Lalita Hilfe bei Preeti, der furchtlosen Anführerin einer Selbstverteidigungsgruppe für junge Frauen. Léna überlebt und zusammen mit Preeti schmiedet sie einen Plan, der nicht nur Lalitas Leben grundlegend verändern wird.
Wie schon in ihren Bestsellern »Der Zopf« und »Das Haus der Frauen« erzählt Laetitia Colombani bewegend und mitreißend von mutigen Frauen, denen das scheinbar Unmögliche gelingt.
Über die Autorin
Lætitia Colombani, geboren 1976 in Bordeaux, ist die Tochter einer Bibliothekarin. Zunächst hat sie ein Schauspielstudium absolviert und in mehreren Spielfilmen mitgewirkt. Regie führte sie auch und sie schrieb Drehbücher.
Sprecherbewertung
Cathleen Gawlich, geboren 1970 im Kreis Erfurt, ist eine deutsche Schauspielerin, die vor allem als Sprecherin für Hörspiele, Hörbücher und Synchronisation bekannt ist.
Ihre Stimme ist sehr klar und deutlich und gefällt mir ausnehmend gut. Die Aussprache der indischen Namen hört sich perfekt an, Betonung und Sprechtempo empfinde ich als optimal. Sie bekommt 5 von 5 Sternen!
Meine Bewertung
Auch wenn ich schon im Roman „Der Gott der kleinen Dinge“ (1997) zum ersten Mal über das ganze Ausmaß des indischen Kastensystems gelesen hatte, hat mich „Das Mädchen mit dem Drachen“ wieder aufgerüttelt. 25 Jahre sind seither vergangen. Zwar hat sich die Gesetzgebung verändert, aber die Bräuche bleiben bestehen. Besonders hart betroffen davon sind Mädchen durch sexuellen Missbrauch und Zwangsheirat. Gehört dieses Mädchen dann auch noch einer niederen Kaste an, ist sein aussichtsloses und grausames Schicksal von Geburt an bestimmt.
Das hat mir besonders gut gefallen
Ich finde es immer toll, wenn ich in einem Roman Informationen erhalte, entweder über ein Stück Zeitgeschichte oder – wie in diesem Fall – etwas aus Ländern, die mir nicht vertraut sind. Laetitia Colombani verbreitet mit ihrem Roman das Wissen um die schlimmen Zustände, die, weit ab von unserem Leben, noch heute die Gegenwart bestimmen. In all ihren Büchern schlägt Frau Colombani damit eine Lanze für die Frauen, ihre Gleichberechtigung und ihren Schutz.
Die Geschichte ist packend erzählt. Sie baut sich langsam auf, das Leben in Indien wird durch die Augen einer Europäerin gesehen, die sich auf das Fremde einlässt ohne tatenlos zuzugucken.
Das Buch deckt uns Möglichkeiten auf, wie auch wir zu einer größeren Gerechtigkeit beitragen zu können. Gleichzeitig zeigt es die Schwierigkeiten auf, die damit verbunden sind. Es wird kein Märchen erzählt, sondern der Roman orientiert sich an der Realität.
Mein Gesamteindruck
Unbedingt lesen! Das Buch ist rundum perfekt und bekommt von mir 5 von 5 Sternen!
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