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Mein Leben in drei Kisten

Mein Leben in drei Kisten – Rezension

  • Beitrags-Kategorie:Rezensionen
  • Lesedauer:6 min Lesezeit

Gestern habe ich „Mein Leben in drei Kisten“ von Anne Weiss zu Ende gelesen und kann es nicht nur denjenigen empfehlen, die ihr Eigentum reduzieren möchten. Es ist eine Mischung von persönlichem Erfahrungsbericht und praktischen Tipps, wie man sich von Dingen trennen kann. Ja, nicht nur von Dingen, sondern auch von digitalem Müll, digitaler Verfügbarkeit, Zeitfressern und – wenn nötig – auch von Menschen, die einem nicht guttun.

Überblick

Knaur TB, erschienen am 30. Dezember 2019
288 Seiten
Taschenbuch 14,99 €, E-Book 12,99 €

Klappentext

Minimalismus und Aufräumen liegen voll im Trend. Bestsellerautorin Anne Weiss erzählt in diesem Buch, wie sie ihren Krempel gegen Lebensglück eintauschte – und gibt Tipps, wie man seine Sachen sinnvoll und nachhaltig entsorgt.

Anne Weiss hat den Kleiderschrank voll schicker Klamotten und eine teure Wohnung in der Innenstadt, in der sich Luxusartikel stapeln – alles, was sie sich nach Jahren auf der Karriereleiter endlich leisten kann. Stolz ist sie drauf, aber als sie ihren Job verliert, stellt das alles, woran sie bisher geglaubt hat, infrage. Wofür hat sie sich so abgestrampelt? Was ist das gute Leben, und wo in diesem ganzen Krempel ist eigentlich sie selbst? Und vor allem: Was macht dieser ganze Konsum eigentlich mit unserer Welt? Je mehr sie entrümpelt, verschenkt, nach allen Regeln der Nachhaltigkeit entsorgt, desto leichter fühlt sie sich. Heute passt ihr Besitz in drei Kisten – und sie stellt fest, dass sie neben einer großen Freiheit auch Platz gewann: für alles, was sie wirklich gerne tut, und die Menschen, die sie liebt.

Autorin

Anne Weiss, Jahrgang 1974, studierte Sprachen und Kulturwissenschaften in Bremen. Sie arbeitete lange als Verlagslektorin und leitete eine Schreibschule. Inzwischen lebt sie als Autorin, Ghostwriterin und Coach in Berlin, entwickelt neben Sachbüchern auch fiktionale Formate und schreibt für verschiedene Magazine. Sie ist in Umweltinitiativen aktiv, setzt sich für Tierrechte ein und hält bundesweit Vorträge zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Mit Stefan Bonner zusammen schrieb sie höchst erfolgreich mehrere Bücher, darunter „Generation Doof“, „Wir Kassettenkinder“ und „Generation Weltuntergang“. Zuletzt erschien von ihr bei Knaur „Mein Leben in drei Kisten“.

Das hat mich überrascht

Gerechnet hatte ich mit einem Ratgeber, wie man sie seit Marie Kondo bestens kennt: Einem Buch voller Tipps, wie ich mich am besten von Sachen trennen kann und eine Anleitung für eine sinnvolle Vorgehensweise.
Stattdessen beginnt die Lektüre wie ein Roman, Anne erzählt von ihrer Indienreise. Gleich habe ich geprüft, ob ich das richtige Buch zur Hand genommen habe, den Klappentext nochmal gelesen, aber ja, es war das Buch, das sich mit dem Thema „Wie minimalisiere ich mein Hab und Gut“ befasst.
Zufällig bin ich in der Bibliothek darauf gestoßen. Ich wollte das Stockwerk gerade verlassen, als ich es auf einem besonderen Ausstellungstisch entdeckte und mir der Titel ins Auge stach. Mein Leben in drei Kisten??? Wie soll das möglich sein? Am Ende des Buches klärt sich auf, dass Anne nicht ihren gesamten Besitz in diesen drei Kisten unterbringt, sondern dass sie damit die Dinge meint, die sie zusätzlich zu den unbedingt notwendigen Sachen aufhebt, weil sie eine besondere Bedeutung für sie haben.

Das ist anders als bei üblichen Ratgebern zu diesem Thema

Anne Weiss verbindet in ihrem Buch ein Stückchen Lebensgeschichte mit allen Ups und Downs (Jobwechsel, Reise, Beziehung, Umzug usw.) sowie mit Tipps, wie man dem Konsum entkommen kann. An Hand ihres eigenen Lebensweges kann man nachvollziehen, woher der Anstoß dazu kam, und dass dieser Wandel nicht von heute auf morgen stattgefunden hat. Die Leserin begleitet Anne auf ihrem Weg und bekommt mit, wie sich Schritt für Schritt ihre Werte verändern und damit manches in ihrem Leben an Bedeutung und Wichtigkeit verliert.
Eingebettet in diese Erzählung finden sich jedoch eine Menge an Hintergrundinformationen, z.B. über die Belastung unserer Umwelt durch Plastik, Kleidung, minderwertiges Essen, wieviel Kohlenstoffdioxid ein Laptop erzeugt und welche Auswirkungen das auf unseren Planeten hat. Es ist also nicht nur ein Buch über das persönliche Weiterkommen, sondern auch ein sehr wertvoller Ratgeber, wie wir unsere Umwelt schützen und erhalten und der Klimakatastrophe entgegen wirken können. Nachhaltigkeit spielt in ihrem Buch eine große Rolle.
Eindringlich führt uns Anne Weiss vor Augen, dass JEDER von uns zum Handeln aufgefordert ist und nicht irgendwann, sondern jetzt!

Sätze, die mich nachdenklich gemacht haben

In ihrem Buch zitiert Anne Weiss den Postwachstumsökonom Niko Peach: „Und es ist leider so, dass ein einzelner Mensch nicht mehr Klimaschaden verursachen kann als dadurch, dass er sich in ein Flugzeug setzt.“ Also vermeidet Anne ab jetzt Flugreisen und teilt auch gleich mit uns ihre persönliche Liste der 100 Orte, die sie per Fahrrad oder Zug erreichen kann.
Minimalismus, so schreibt Anne Weiss, bedeutet für sie auch, keinen so großen ökologischen Fußabdruck zu haben.

Wie soll irgendwer mich respektieren, wenn ich mich selbst nicht respektiere? Das hat zur Folge, dass Anne sich auch von Freundschaften trennt, die ihr nicht gut tun. Sie beschließt, sich Beziehungen in Zukunft ganz genau anzuschauen und die toxischen auszusortieren. „Ich werde mich nicht mehr verbiegen, um es jemandem, der mich nicht zu schätzen weiß, besonders recht zu machen.“

Meine Bewertung

Das Buch ist super zu lesen, gut und interessant geschrieben. Es ist kein Buch, dass zum xten Mal dasselbe nur mit anderen Worten schildert.
Es hilft der persönlichen Entwicklung, denn wie der Titel schon andeutet, liegt unser Glück nicht in unseren Besitztümern. Darüber hinaus ist es ein sehr persönlicher Appell (ohne mit dem erhobenen Zeigefinger daher zu kommen) auf Nachhaltigkeit zu achten und enthält jede Menge Hinweise, wie und an welcher Stelle wir das umsetzen können.
Ich kann es nur jedem ans Herz legen und gebe 5 von 5 möglichen Sternen!

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