Kennst du das auch von früher? Solche Sätze wie: Lass dir nichts gefallen! Wehr dich! Lass das nicht auf dir sitzen! Das haben bestimmt viele von uns häufig gehört.
Ich habe eine Kämpfernatur und bin, zumindest verbal, immer schnell auf Kontra gebürstet und im Abwehrmodus. Und nicht nur das, auch Angriff ist mir nicht fremd. Seit einigen Jahren aber setzt bei mir ein Umdenken ein.
Zwar stimme ich noch immer den früh gehörten Sätzen im Herzen zu, aber während ich diese Ratschläge früher als einen Aufruf zum Kampf interpretiert habe, würde ich heute eher sagen: Bleib dir treu. Bleib authentisch. Lass dich nicht verbiegen. Mach nichts, was du nicht wirklich tun willst. Aber: Gestehe all das auch deinem Gegenüber zu.
In den Kampf-Modus wechseln
Was bedeutet das genau? Schon allein, wenn ich über diesen Begriff nachdenke, spüre ich, wie sich mein Körper versteift, meine Atmung verändert. Ich mache die Schotten dicht, ziehe mich zurück, suche nach geeigneten „Waffen“.
Mein Gegenüber sehe ich als Gegner, ja überspitzt ausgedrückt sogar als Feind an. Es geht ums Gewinnen, mein Fokus verändert sich und ich verliere das eigentliche Thema aus dem Auge, werde blind.
Im Kampf-Modus verselbstständigt sich etwas in mir. Der Verstand wird zunehmend abgeschaltet und ich regrediere auf eine fast animalische Stufe. Auch wenn es um etwas sehr Banales geht (das eigentliche Thema) fahre ich das volle Programm auf und kämpfe, als ginge es um mein Überleben – auch wenn sich das alles „nur“ verbal abspielt. Und es fühlt sich auch genauso an!
Was verstehe ich unter Nachgeben?
Im Duden finde ich folgende Bedeutung:
Dem Willen oder den Forderungen eines anderen nach anfänglichem Widerstand entsprechen; schließlich doch zustimmen.
Das meine ich NICHT mit Nachgeben. Sondern ich verstehe darunter, einen Schritt zurückzutreten. Also anstelle den Raum enger zu machen, so wie es im Kampf-Modus geschieht, den Raum zu vergrößern. Indem ich einen Schritt zurücktrete, gehen die „Attacken“ des anderen ins Leere. Ich entziehe die harte Angriffsfläche. Das wirkt sofort entspannend und deeskalierend.
Ist Nachgeben gleichzusetzen mit einer Niederlage?
Nein, überhaupt nicht. Deshalb stimme ich auch nicht mit der Auslegung des Dudens überein. Nachgeben bedeutet in meinem Sinn nicht, dem anderen zuzustimmen (auch wenn ich selbst ganz anderer Überzeugung bin), sondern zuerst einmal die andere Meinung so stehen zu lassen und ihr nichts entgegenzusetzen.
Im Gegenteil, es bedarf einer inneren Stärke und Größe den Kampf zu verweigern.
Wann geht es nur noch ums Rechthaben?
Das kennen wir alle: Zwei Menschen vertreten einen konträre Meinung und schlagen sich ihre Statements in einem fort um die Ohren. Jeder ist nur bei sich, hört dem anderen gar nicht mehr zu, kann diese andere Meinung auf keinen Fall so stehen lassen.
Dann ist man einem Punkt angelangt, an dem es keinen Sinn mehr macht, weiterzudiskutieren. Es handelt sich jetzt nur noch um einen reinen Schlagabtausch. Beide „Gegner“ sind verhärtet, ihnen geht es nur noch ums Rechthaben, das sie mit allen Mitteln erzwingen möchten.
Wie wirkt sich ein Kampf auf deinen Seelenfrieden aus?
Erinnere dich an eine Situation, in der du genau diesen Kampf erlebt hast. Was passiert mit deinem Körper? Was verändert sich? Wie fühlt er sich an?
Es gibt verschiedene Reaktionsmuster, zum Beispiel schießt dir das Blut in den Kopf, dir wird heiß, dein Blickfeld verengt sich, dein Herzschlag beschleunigt sich. Vielleicht bricht dir der Schweiß aus? Spür in deinen Körper rein: Wo nimmst du Verkrampfungen wahr? Spür mal in deinen Schulterbereich, beobachte deine Zähne, deine Stirn, deine Hände.
Gehe jetzt mit deiner Wahrnehmung nach innen: Was für Gedanken gehen dir durch den Kopf? Wie fühlst du dich dabei?
Womit tue ich mir selbst etwas Gutes?
Und jetzt lass einfach los! Ruf dir in Erinnerung, worum es hier eigentlich geht? Ist das wirklich wichtig für dich? Ganz häufig sind es Belanglosigkeiten, für die wir in den Ring treten. Aber es gibt auch gewichtige Meinungsverschiedenheiten, wenn Grundsatzfragen aufgeworfen werden, die eigenen Werte betroffen sind.
Doch auch dann hilft der Kampfmodus selten weiter und fährt in der Regel zu keiner Lösung. Zurücktreten und Entspannen und dem „Gegner“ keine weitere Angriffsfläche mehr bieten. Das bedeutet nicht, deine Meinung zu verleugnen. Im Gegenteil, du kannst noch einmal feststellen, dass du bei deiner Einstellung, deiner Überzeugung bleibst, aber ihr an dieser Stelle auf diese Art und Weise nicht weiterkommt. Entweder lasst ihr das so stehen: Jeder behält seine Einstellung und ihr akzeptiert die unterschiedliche Auffassung und lasst das Thema in Zukunft aus.
Oder aber ihr vertagt das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt, informiert euch noch einmal gut über die Gewaltfreie Kommunikation und macht einen neuen Anlauf, indem ihr von gegenseitigen verbalen Angriffen abseht.
Immer wenn du aussteigst aus einem solchen sinnlosen Konflikt, wirst du Entspannung merken. Immer, wenn du das Rechthabenwollen loslässt, wirst du spüren, wie sich eine Welle der Erleichterung durch dich hindurchzieht.
So kann ich dich unterstützen
Steckst du gerade in einer festgefahrenen Situation? Hegst du tiefen Groll gegenüber einer anderen Person? Dann lass uns reden. Warte nicht darauf, bis die andere Person auf dich zukommt, warte nicht auf eine Entschuldigung, sondern nimm es selbst in die Hand, deinen Seelenfrieden wieder herzustellen.
Mit Unterstützung gelingt das sehr viel besser als allein. Mach dein Glück nicht von anderen abhängig. Dafür ist das Leben zu wertvoll.
Vereinbare gern ein kostenloses Klärungsgespräch mit mir, in dem ich dir darlegen kann, wie meine Unterstützung für dich aussieht.
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