Ende Oktober hatte ich Geburtstag. In unserer Frauen-Doppelkopfrunde ist es mittlerweile Tradition, dass wir uns gegenseitig ein Event schenken. Das ist super; nimmt keinen Platz weg, beschert uns weitere gemeinsame Zeit und viel Spaß miteinander. In diesem Jahr überraschten meine Mädels mich mit einem Heimkinoabend: Fräulein Stinnes fährt um die Welt. Den kannst du dir übrigens vollkommen umsonst auf www.filmfriend.de (sofern ihr über einen Bibliotheksausweis verfügt) ansehen.
Und jetzt stoße ich auf die Blogparade von Carolin Weise zu starken Frauen. Das schreit ja förmlich danach, dass ich mir dafür Clärenore Stinnes aussuche.
Darf ich vorstellen?
Clärenore Stinnes wurde am 21. Januar 1901 in Mülheim an der Ruhr geboren. Sie war das dritte von sieben Kindern des Großindustriellen Hugo Stinnes. Sie wurde Rennfahrerin – im Film wird berichtet, dass sie eigentlich gern ins Familienunternehmen eingestiegen wäre, diese Posten jedoch bereits von ihren Brüdern besetzt waren. So nahm sie, die Autointeressierte, kurzerhand an Rennen teil. Bereits ihr erstes Rennen gewann sie als einzige Frau unter den Teilnehmern. Bis 1927 hatte sie bereits sage und schreibe 17 Rennen, ausschließlich gegen Männer gewonnen und war die erfolgreichste Rennfahrerin Europas.
1927-1929 umrundete sie als erster Mensch die ganze Welt in einem serienmäßigen Personenwagen. Davon handelt übrigens der Film, der mit Originalaufnahmen durchsetzt ist. Unfassbar, dass das zu dieser Zeit auf absolut unwegsamem Gelände mit so einem Auto möglich war! Sie wurde auf dieser Fahrt nur von 2 Mechanikern und einem schwedischen Fotografen, Carl-Axel Söderström, begleitet. Diesen heiratete sie später und wanderte nach Schweden aus.
Clärenore bekam drei Kinder, zog aber auch noch mehrere Pflegekinder groß und bewirtschaftete mit ihrem Mann einen Gutshof in Südschweden. Sie starb am 7. September 1990 in Katrineholm in Schweden.
Das macht Clärenore Stinnes für mich so besonders
Die erste Frau, die die Welt mit einem Auto umrundet hat! Und kaum jemand weiß davon! Wäre es ein Mann gewesen, sein Name wäre jedem Kind bekannt. Und dann auch noch zu dieser Zeit, mit einem Auto, das über keinen Allradantrieb verfügte und eigentlich nicht geländetauglich war. In diesen Originalaufnahmen wird deutlich, was Cläre Stinnes bewältigt hat.
Clärenore war erst 26, als sie zu ihrem Abenteuer aufbrach. Ich bin voller Bewunderung für ihren Mut und ihre Zielstrebigkeit, mit der sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzte. Obwohl sie einer reichen Industriellenfamilie entstammt, hat die eigene Familie ihr Projekt finanziell nicht unterstützt. Dazu nutzt sie ihre Verbindungen durch ihre Tätigkeit als Rennfahrerin.
Wie Aufzeichnungen ihres späteren Mannes belegen, kämpft sie lange gegen die Unwilligkeit ihrer männlichen Begleiter an. Sie ist die Starke, diejenige, die jede Unbill erträgt. Clärenore hat den eisernen Willen, der ihr den Löwenmut verleiht und sie über den zugefrorenen Baikalsee fahren lässt. Das hat zuvor noch niemand mit einem Auto versucht. Furchtlos durchquert sie Landstriche, vor denen sie von allen Seiten gewarnt wird und ihr eindringlich davon abgeraten wird. Bei der Durchquerung der Peruanischen Anden entgehen sie durch einen 50 km langen Fußmarsch ohne Wasser nur knapp dem Tod durch Verdursten.
Dazu inspiriert mich Clärenore Stinnes
Nichts ist unmöglich
Ich weiß nicht viel von dieser Frau, weiß nicht, wie sie sonst so war, was für eine Persönlichkeit sie war Aber es beeindruckt mich sehr, dass sie sich durchgesetzt hat und ihren Traum verwirklicht hat. Darin ist sie mir ein Vorbild und belegt die Weisheiten „Nichts ist unmöglich“ oder „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“.
Aufgeben ist keine Option
Das waren ihre Worte, womit sie selbst ihre Zielstrebigkeit und ihr Durchhaltevermögen während der Strapazen ihrer Weltreise beschrieben hat. Verglichen mit ihren Anforderungen sind die meinen nahezu lächerlich, so dass mir dieser Wahlspruch ein Vorbild ist. Clärenore hat die Chancen, die sich ihr boten, immer sofort genutzt und sich nicht durch andere davon abhalten lassen.
Sich in keine Schablone pressen lassen
Sie hat sich nicht darum geschert, was man von ihr erwartete, ist aus dem gängigen Rollenmuster ausgebrochen. Sie trug häufig Herrenhosen und Krawatten, spielte angeblich in ihrer Kindheit lieber mit Zündkerzen als mit Puppen und hat doch geheiratet und Kinder bekommen.
Einfach mal mutig sein
Clärenore Stinnes hat kein großes Aufhebens um ihre Person gemacht. Statt großer Worte geschwungen, ist sie einfach durchgestartet. Sie hat soviel Mut dabei bewiesen, dass ich mir gern eine Scheibe davon abschneide.
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