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Zeitreise für die Seele – Begegnung mit meinem früheren Ich

Was hast du dich doch immer abgestrampelt, Heidrun. Den schwersten Weg hast du dir zwar nicht ausgesucht, aber bei weitem auch nicht den leichtesten. Spannend, noch einmal einzutauchen in meine vergangenen Herausforderungen und Lebensstationen. Jetzt, über 60, ist es schon eine große Portion Leben, auf die ich da zurückblicken kann. Und ich muss sagen, manchen Umweg hätte ich mir sparen können, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden mit meinem Leben, genauso wie es war und ist. Schönen Dank an das Universum!

Angeregt dazu wurde ich durch die Blogparade von Sylvia Tornau – vielen Dank dafür!

Trau dich, deine Zuneigung zu zeigen

Als du mit zarten 14 Jahren für deinen Nachbarsjungen geschwärmt hast und ihn sooo süß fandest, hast du dich nicht getraut, es ihm auch deutlich zu zeigen. Ich möchte dir zurufen: Los, sei mutig, wag etwas! Einige Jahre später war er tot. Nun ja, vielleicht war es ja auch mein Glück. Vielleicht hätte ich, wären wir ein Paar geworden, sonst mit ihm im Auto gesessen und wäre ebenfalls nicht mal 20 Jahre alt geworden.

Junges Mädchen lachend mit geschlossenen Augen
Die junge Heidrun mit 14 Jahren, voll Vertrauen auf meine Zukunft

Folge nicht dem vorgezeichneten Weg

Mit 20 war ich bereits schwanger, studierte Biologie und Kunst fürs Lehramt. Was war ich doch unbedarft, damals. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, mir Zeit zu lassen, erstmal zu reisen, zu jobben und meinen Neigungen genau nachzuspüren. Das machen die jungen Leute heute besser. Ich war immer in Eile, musste alles sofort umsetzen, fühlte mich getrieben. Mein Lebensweg war vorgezeichnet: Abi, Studium, Beruf. Ja, auch eine Beziehung und sicher auch gern Kinder. Die sollten aber erst später kommen, zuerst wollte ich meine Unabhängigkeit und Selbstständigkeit erleben und sichern.

Dass ich nach dem Abi ausziehen würde, war auch schon Jahre vorher klar. Ich wollte unbedingt auf eigenen Füßen stehen, unabhängig sein, frei sein. Und da saß ich dann in Aachen und war unglücklich. Mit einem Studium, das ich zwar interessant fand, aber für das ich nicht brannte, mit einem Berufswunsch, der nicht richtig durchdacht war. Ich fühlte mich einsam, am falschen Platz, fühlte mich leer und suchte nach dem Sinn in meinem Leben.

Lebe deinen Traum

Eigentlich wollte ich Gorillas oder Schimpansen erforschen wie Dian Fossey oder Jane Goodall. Oder mit Jaques Cousteau aufs Meer fahren und Delfine beobachten. Aber meine Eltern und auch die Studienberatung rieten mir ab – so ein Diplomstudiengang sei doch zu unsicher in Bezug auf eine spätere Anstellung. Lieber solle ich mich fürs Lehramt entscheiden, da hätte ich eine sichere Zukunft. Heute, 45 Jahre später, sage ich: Sei mutig, geh für deinen Traum, horche in dein Herz. Hör nicht auf die anderen, denn in ein paar Jahren wird es eine Lehrerschwemme geben und du wirst keine Aussicht auf eine Stelle haben, ha!

Aber wieder einmal muss ich sagen: Wer weiß wofür es gut war und wer weiß, was sonst aus meinem Leben geworden wäre. Denn – wie oben schon erwähnt – kaum hatte ich mit dem Studium begonnen, war ich schwanger. Und ich wollte beides: Kinder und eigenständig sein, also auf gar keinen Fall „nur“ Hausfrau und Mutter sein. Das Lehramtsstudium an der PH ließ das zu, während ich mit Biologie Diplom weitaus größere Schwierigkeiten gehabt hätte, alles unter eine Hut zu kriegen. Meine Eltern sowie auch die Schwiegereltern wohnten 140 km weit weg – ich habe das damals genauso gewollt. Einen großen Freundeskreis hatte ich noch nicht, weil ich gerade erst nach Aachen gezogen war. Also gab es keine Unterstützung in der Kinderbetreuung.

Sei stolz auf dich

Ich ziehe jetzt noch meinen Hut, Heidrun, wie du das damals alles geschafft hast. Deine Energie schien grenzenlos. 15 Monate später war Kind Nummer zwei da, Ehe Nummer eins am Ende, alles im Schnelldurchlauf. Ein halbes Jahr nach der Geburt meiner Tochter war ich wieder Single, mit zwei Kleinkindern. Trotzdem habe ich mein Studium zeitgleich mit meinen Mitkommoliton*innen abgeschlossen und war guten Mutes. Zu keiner Zeit habe ich mit meinem Schicksal gehadert. Ich fands toll, Kinder zu haben. Anstrengend und herausfordernd, aber so wie es war, war es gut.

Da sollte ich heute mal häufiger dran denken!

Junge Mutter mit drei Kindern
Junge Mutter im Alter von 27 Jahren

Du bist nicht so, wie du bist

Ach, hätte ich doch schon damals all das Wissen über Persönlichkeitsentwicklung besessen, über das ich heute verfüge! Es stimmt nämlich nicht, dass man sich nicht verändern kann, Heidrun! Es ist nicht wahr, dass man sich aufregen muss und laut werden muss, um gehört zu werden. Das waren Muster aus meiner Kindheit, die ich übernommen habtt, ohne mir dessen bewusst zu sein. Dadurch habe ich einige Menschen in meinem Leben verprellt und auch meinen Kindern habe ich teilweise das Leben damit schwer gemacht.

Meine spätere Ehe, die einem ständigen On/Off ausgesetzt war (durch mich!), hätte ich vielleicht retten können, wenn ich damals über meine heutigen Kenntnisse verfügt hätte. Wir passten gut zusammen, hatten und haben noch immer viele gemeinsame Interessen. Dioch ungebremst kritisch war ich, unduldsam, rechthaberisch, aber auch erdrückt von meinem schlechten Gewissen.

Arbeite an deiner Beziehung

Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten Beziehung zu leben – damals habe ich mich nicht getraut, meine Vorstellung deutlich zu benennen und in eine offene Kommunikation zu gehen. Dass das mit meinem damaligen Mann möglich gewesen wäre, weiß ich heute. Die Paarberatung ist jetzt so viel weiter als vor 20 Jahren. Bleib, würde ich meinem jüngeren Ich sagen. Versuch es weiter, trau dich Nein zu sagen, bleibe authentisch, behandle deinen Partner mit Wertschätzung und erfreue dich an all seinen Talenten und seinem Wohlwollen.

Als du dich während deines Studiums so gegen Computer gewehrt hast, hättest du niemals gedacht, dass du Jahrzehnte später nicht mehr weißt, wie du jemals ohne Internet auskommen konntest. Auch frage ich mich heute, wie wir es geschafft haben, unsere Kinder groß zu ziehen, damals, ohne die ständige Erreichbarkeit übers Handy. Wie war das noch mit den Verabredungen? Man konnte nicht einfach zu spät erscheinen und kurzfristig Nachricht geben. Da hat natürlich auch alles seinen Preis,,,,,

Noch eins würde ich der nicht mehr ganz so jungen Heidrun raten: Mach die Weiterbildung zur Tanz-Pädagogin. Es ist nie zu spät und Tanzen ist dir sooo wichtig. Ein weiteres Mal hast du deinen Traum nicht gelebt zu Gunsten der Sicherheit. Frage dich doch öfter, Heidrun, was ist dir wirklich wichtig? Was bereitet dir große Freude? Und wie kannst du diese Freude dauerhaft in dein Leben holen?

Das Leben darf auch leicht sein

Was brauchst du wirklich zum Leben? Ist es das Geld wert, auf die Freude zu verzichten? In meinen 40er Jahren habe ich mich oft gefragt, ob mein Leben so schwer sein muss. So habe ich es in dieser Zeit sehr deutlich empfunden, besonders nachdem mich mein Weg zurück in die Schule geführt hat. Eine Prüfung nach der anderen; ständig neue Herausforderungen, aber in Bereichen, die nicht mein Herz berührt haben. So eine Ohnmacht in der Schule, so viele Triggermomente und so wenig Potential adäquat damit umzugehen. Aber dir war es schon immer wichtig, mit Menschen zu arbeiten und etwas wirklich Wichtiges im Leben zu leisten.

Dazu zählte nicht deine jahrelange Arbeit in der Softwareindustrie. Das war interessant, aber in deinen Augen nicht wirklich notwendig. Im Gegenteil: Ich habe mitgeholfen, bestimmte Arbeitsgänge zu automatisieren und dadurch Arbeitsstellen wegzurationalisieren. Das war überhaupt nicht in meinem Sinne. Die Arbeit mit Kindern fand ich ungemein bereichernd und wertvoll, aber die Bedingungen katastrophal. Schule von innen ist nicht zu vergleichen mit dem Blick von außen, den ich doch schon intensiv durch die Schulzeit meiner eigenen Kinder erlebt hatte.

Aus heutiger Sicht würde ich dir sagen, Heidrun: Hör auf deine Tochter. Sie war damals in der Pubertät als ich zurück in die Schule ging und riet mir dringend davon ab. Aber ich hab es ignoriert. Die Zeit war lehrreich, intensiv, aber sehr sehr kräftezehrend. Irgendwann habe ich die Kurve gekriegt und gekündigt, allerdings erst nach 14 Jahren. Du kannst es leichter haben, Heidrun, würde ich dir raten. Es gibt noch ein Leben außerhalb der Schule. Du musst das nicht machen!

Frau dreht sich mit ausgebreiteten Armen um sich selbst, draußen auf einem Feld
Heute, mit 63 Jahren, das Leben genießen

Erkenne dich an und vertraue auf dich

Ich möchte dir aber auch Mut machen, Heidrun! Du musst nicht immer denken, dass du nicht gut genug bist. Du machst das toll, auch wenn das nicht alle so sehen. Was die anderen denken, ist egal. Sei gut zu dir selbst, erkenne dich an, hab dich lieb! Warte vor allem nicht auf den Traumprinzen, den gibt es nicht. Gib dir selbst all das, was du dir wünschst. Warte nicht darauf, dass sich dein Partner verändert, wenn er doch über Jahre keine Anzeichen macht. Zieh die Konsequenzen und geh! Ja, so unterschiedlich ist mein Urteil heute, was meine Beziehungen betrifft. Alleinsein ist nicht schlimm und Beziehung schützt dich nicht vor Einsamkeit, Heidrun.

Und: Erst mit dem Alleinsein wirst du zu dir selbst finden und dein Leben drehen. Hab also keine Angst!

Und heute habe ich noch so viel vor in meinem Leben. Es hört nicht auf, spannend zu sein, auch wenn ich das Alter nicht aufhalten kann. Angekommen bin ich nie, sondern immer auf dem Weg – denn der Weg ist das Ziel! Nur stehenbleiben wäre verkehrt.

Brauchst du Hilfe?

Steckst du gerade in einer Lebenssituation fest und weißt nicht weiter? Gern helfe ich dir dabei, Klarheit über DEINEN Weg zu erhalten. Melde dich gern bei mir zu einem kostenfreien Erstgespräch.

Frau mit Hund
Mit meiner Hündin Sally – in der Natur zu mir selbst finden

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Linda Kaufhold

    Liebe Heidrun, wie wunderbar ermutigend, das Leben auf diese Weise zu betrachten und sich selbst klar zu machen, was man doch alles schon geschafft hat, es stärkt mein Vertrauen in mich, mit den Erkenntnissen als Unterstützung weiter mutig neue Wege zu gehen. Besonders interessant finde ich, dass Dein Artikel genau jetzt erscheint, als ich mich gerade mit meiner Lebenslinie befasse, all die Türen entdecke, die sich geschlossen haben und dafür haben sich oft gleich mehrere neue geöffnet. Das zeigt mir, wie sehr wir auch alle miteinander verbunden sind, ich bin alleine und keiner ist es. Eine wunderbare Entdeckung, Dankeschön

    1. Heideline

      Liebe Linda, ich bin begeistert, dass du meinen Artikel sofort entdeckt und gelesen hast und freue mich sehr über deine Worte! Es ist wirklich toll, dass es immer wieder Parallelen gibt und wir beide zeitgleich an ähnlichen Themen waren!
      Ganz liebe Grüße, Heidrun

  2. Sylvia Tornau

    Liebe Heidrun, danke für diesen wunderbaren Beitrag zu meiner Blogparade. Während ich deinen Beitrag las, schoss mir durch den Kopf, dass es manchmal die Umwege gebraucht hat, die wir gegangen sind, um dort anzukommen, wo wir heute stehen. Und ja, die Zugänge zu dem Wissen über Persönlichkeitsentwicklung sind heute offener, die Wege, die Menschen gehen können, vielfältiger. Doch eines hat es damals gebraucht und braucht es heute noch: den Mut zu sich zu stehen und Entscheidungen zu treffen. Es ist schön, deinen Lebensweg so mitverfolgen zu können. Danke dir. Herzliche Grüße Sylvia

    1. Heideline

      Liebe Sylvia, vielen Dank für deine unterstützenden Worte! Ich danke dir für dieses tolle Thema und habe auch deinen Beitrag mit großem Interesse gelesen
      !
      Herzliche Grüße auch an dich, Heidrun

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