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Wie hat die Gewaltfreie Kommunikation mein Leben verändert?

Erst vor kurzem habe ich einen Blogartikel über die Gewaltfreie Kommunikation geschrieben, da sie für mich so ein wichtiges Thema ist. Ausgelöst wurde dieser Artikel dadurch, dass die Kommunikation zwischen mir und einer guten Freundin völlig aus der Spur gelaufen war. In der Analyse anhand der Regeln für eine Gewaltfreie Kommunikation (GFK) wurde mir so einiges klar. Wie viele Beziehungen könnten noch in Ordnung sein, wenn mehr Menschen den Umgang mit der GFK beherrschen würden.

Daher fühlte ich mich sofort durch die Blogparade angesprochen, die Jutta Buettner zu diesem Thema veranstaltet.

Wann ist mir die GFK zum ersten Mal begegnet?

Tja, wann mir die Gewaltfreie Kommunikation und ihr Begründer, Marshall Rosenberg, zum ersten Mal begegnet sind, weiß ich gar nicht mehr. Ich schätze aber, dass es bereits im Studium war. Denn schließlich habe ich für mein Lehramtsstudium Pädagogik belegt. Besonders für Lehrer und Lehrerinnen ist das Wissen um die GFK eine unschätzbare Hilfe. Doch damals ist es an mir vorbeigerauscht und hat keinen tieferen Eindruck bei mir hinterlassen. Wahrscheinlich fehlte mir die Erfahrung? Der Bezug zur Praxis? Keine Ahnung…. Da ich mich nicht erinnere, kann ich auch das nicht beantworten.

Spätestens in der Referendarzeit wäre das konsequente Einüben der Regeln der GFK unschätzbar wertvoll für uns junge Lehrer*innen gewesen. Wie oft scheitert ein Lehrauftrag allein aufgrund misslungener Kommunikation? Da könnte ich ein Lied von singen. Dabei ist eine gute Beziehungsebene zu den Schüler*innen das A und O des Lehrerdaseins.

Auf der Suche nach Wegen der Konfliktlösung

Nach der Referendarzeit habe ich mein Lehrerdasein erstmal an den Nagel gehängt, weil es damals infolge der akuten Lehrerschwämme keine Stellen gab. Erst als ich viele Jahre später den Sprung zurück in die Schule wagte, wurde ich wieder stark mit diesen Themen konfrontiert und nahm an vielen Weiterbildungen teil, um meine Kommunikation zu verbessern und meinen Lehrerinnenalltag leichter zu gestalten. Doch häufig scheiterten diese Fortbildungen an der fehlenden Praxisorientierung. Kennt man Marshall Rosenberg, so findet man unzählige tolle ganz konkrete Beispiele im Internet (mittlerweile….). Früher war es noch nicht möglich, sich so umfassend und so schnell die geeigneten Informationen zu beschaffen.

Erst bei Treya Silke Koch im Rahmen meiner Systegra-Practitioner-Ausbildung erlebte ich, wie fundamental wichtig das Praktizieren dieser wertschätzenden Kommunikation für das menschliche Miteinander ist. Hier erfuhr ich den Unterschied zwischen Bedürfnissen und Gefühlen, ging meinen Worten auf die Spur und erkannte, wie wenig sie von dem transportierten, was ich eigentlich zum Ausdruck bringen wollte. Kein Wunder, dass vielfach eine Verständigung so dermaßen in die Hose ging.

Nicht jede ICH-Botschaft entschärft den Konflikt

Schon einige Jahre zuvor war mir im Rahmen eines Paarcoachings deutlich geworden, dass es in einem Konflikt nicht darum gehen kann, wer hier im Recht ist. Menschliches Miteinander produziert Gefühle, immer, und diese sind nicht verhandelbar. Ganz unabhängig davon, ob die Interpretation meines Gegenübers der Intention meiner Äußerung bzw. meines Handelns entspricht, führt sie zu einem Gefühl. Dieses Gefühl ist da und muss wahrgenommen und akzeptiert werden, ja sogar nachgespürt werden. Empathie ist hier das Zauberwort.

Das ist letztendlich auch die Basis, auf der die GFK aufbaut. Anstatt in Anklagen zu verfallen und dem anderen damit bestimmte Absichten seines Handelns zu unterstellen, sollte ich zuerst ergründen, welches Gefühl in mir ausgelöst wird. Die Gewaltfreie Kommunikation geht davon aus, dass hinter jedem Gefühl ein nicht erfülltes Bedürfnis steht. Dieses Bedürfnis wird erst im zweiten Schritt geäußert. Und zwar so, dass ich von MIR rede und nicht von dem, was der andere gemacht oder unterlassen hat. Damit nehme ich die Schärfe raus und schaffe die Basis für ein konstruktives Gespräch. Sind sich beide Gesprächspartner wohlgesonnen und an einer Klärung interessiert, sollte dieser nun nichts mehr im Wege stehen.

Mein AHA-Moment lag darin begründet, dass ich feststellte, wie sehr in einer Formulierung in den meisten Fällen nicht von echten Gefühlen die Rede ist. Stattdessen werden Pseudogefühle geäußert. Zum Beispiel: Ich fühle mich von dir im Stich gelassen, Ich fühle mich von dir nicht gesehen, ich fühle mich bevormundet, ich fühle mich… Wenn die Sätze schon so beginnen, dann ist das in der Regel ein Hinweis darauf, dass ich gerade NICHT meine wahren Gefühle anspreche. Diese wären in den vorherigen Beispielen nämlich: Ich bin traurig, ängstlich, wütend. War ich doch der Meinung, dass ICH-Botschaften in jedem Fall hilfreich sind. Dass aber auch in ICH-Botschaften häufig Anklagen an mein Gegenüber mitschwingen, wenn sie – wie so oft – eine Interpretation beinhalten, war mir vorher nicht bewusst.

Wie wirkt sich die Gewaltfreie Kommunikation auf mein Leben aus?

Durch die Auseinandersetzung mit der Gewaltfreien Kommunikation hat sich mir ein weites Feld an neuen Möglichkeiten eröffnet. Ich bin nun achtsamer mit dem Gebrauch von Worten, höre aber auch bei anderen genauer hin. Da mir die Pseudogefühle bekannt sind, kann ich eher einen Blick dahinter werfen und durch Nachfragen die wahren Gefühle meines Gesprächspartners erkennen. Vorwürfe kann ich besser nicht mehr an mich ran lassen, da ich weiß, wie sie entstehen. Dadurch kann ich mich wirkungsvoller abgrenzen.

Der andere hat ein Gefühl, hinter diesem Gefühl steht SEIN unerfülltes Bedürfnis. Dafür bin ich in erster Linie nicht zuständig. Liegt mir mein Gegenüber aber am Herzen, so können wir mit der Benennung dieses Mangels gemeinsam nach einer Lösung suchen, die für beide akzeptabel ist und mit der sich beide gut fühlen. Eine solche Kommunikation ist von gegenseitiger Wertschätzung und Achtung geprägt. Eine notwendige Voraussetzung für das Lösen des Konflikts.

Heute sehe ich vor meinem inneren Auge viele Situation in der Schule, zwischen Schüler*innen und mir oder auch zwischen Kolleg*innen und mir, die vollkommen anders verlaufen wären, hätte ich damals diese Regeln beachtet. Die Gewaltfreie Kommunikation ist immer wertschätzend und nimmt die Schärfe aus der Konversation. Durch ihre Hilfe gelingt es, einen Schritt zurückzutreten, nach innen zu schauen, bei sich zu bleiben und konstruktiv eine Lösung zu suchen.

Warum sollten möglichst alle Menschen mit der GFK vertraut sein?

Ich muss zugeben, dass mir immer wieder Fehler unterlaufen und ich häufig noch in die alten Fallen tappe. Aber ein Anfang ist gemacht und je mehr Menschen sich mit der GFK auskennen, umso eher können wir uns gegenseitig auf diese ungünstigen Formulierungen hinweisen. Eine Voraussetzung für das Funktionieren der Gewaltfreien Kommunikation ist es, dass beide Gesprächspartner offen dafür sind. Sperrt sich einer der Beiden dagegen und beruht noch auf dem Prinzip des Rechthaben-Wollens, dann hat der andere keine Chance. Sind aber immer mehr Menschen mit der GFK vertraut, so werden wir ein friedliches, von gegenseitigem Verständnis geprägtes Miteinander erreichen. Was für eine wunderbare Vorstellung.

Meine Unterstützung

Solltest du auf den Geschmack gekommen sein und hast Konflikte, die dich belasten und bei denen du gerade gar keine Lösung siehst, dann melde dich gern bei mir. Wir prüfen in einem kostenfreien Klarheitsgespräch, ob und wie ich dich in der Entwicklung stärken kann.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Jutta Büttner

    Liebe Heidrun,

    es ist eine Entscheidung: Recht haben oder Beziehung. Ich wünsche mir, dass so viele Menschen sich für Verbindung und Beziehung entscheiden.

    Und jede Geschichte inspiriert. Danke für deine.

    Herzliche Grüße

    Jutta

    1. Heideline

      Liebe Jutta,
      das ist so eine wesentliche Entdeckung (mit dem Rechthaben), die sich unbedingt verbreiten soll. Eine Entscheidung für Verbindung und Beziehung ist ímmer auch eine Entscheidung für die Liebe. Danke für deine Blogparade!
      Mit Herzensgrüßen
      Heidrun

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